Resilienz heisst nicht Härte
Wahre Stärke liegt nicht im Durchhalten, sondern in der Fähigkeit, Balance zu halten.
„Wahre Stärke liegt nicht im Durchhalten, sondern in der Fähigkeit, Balance zu halten.“
Neulich habe ich beobachtet, wie eine Kollegin mitten im hektischen Büroalltag einfach aufgestanden ist, sich einen Tee gemacht hat und für zehn Minuten ans Fenster gegangen ist. Kein Handy, kein Laptop, kein Gespräch. Nur sie, der Blick nach draussen und ein kurzer Moment für sich.
Früher hätte ich vielleicht gedacht: „Wie kann sie sich das erlauben, während alle anderen schuften?“ Heute empfinde ich Bewunderung. Denn genau das ist Resilienz: nicht immer weitermachen, bis nichts mehr geht, sondern rechtzeitig innehalten.
Ich erinnere mich auch an ein Projekt im Grossraumbüro. Einer der besten Entwickler nahm sich mittags die Freiheit, mitten im Gewusel im Bürostuhl einen Power-Nap zu machen. Selbst die Chef-Chef-Etage wusste: In dieser Zeit ist er nicht ansprechbar. Und das wurde akzeptiert. Für mich war das ein Schlüsselmoment: Resilienz ist nicht Härte, sondern die Fähigkeit, sich bewusst eine Pause zu nehmen – auch wenn die Welt um einen herum weiterläuft.
Es sind diese kleinen Szenen, die mich nachdenklich machen. Ein Freund, der am Abend das Handy bewusst ausschaltet, um beim Abendessen wirklich präsent zu sein. Eine Nachbarin, die sich regelmässig Zeit für Spaziergänge nimmt, auch wenn der Kalender voll ist. Oder ein Kollege, der nach einem anstrengenden Meeting nicht sofort ins nächste hetzt, sondern kurz tief durchatmet.
Von aussen betrachtet wirken diese Momente unscheinbar. Doch sie senden eine starke Botschaft: Es ist erlaubt, sich selbst ernst zu nehmen. Und es ist wohltuend, wenn Menschen im Umfeld das nicht nur akzeptieren, sondern sogar begrüssen.
Denn Resilienz ist ansteckend. Wer sieht, dass andere sich Pausen gönnen, traut sich eher, es selbst zu tun. Wer erlebt, dass jemand Grenzen setzt, fühlt sich ermutigt, eigene Grenzen zu achten. Und wer spüren darf, dass Resilienz nicht Härte bedeutet, sondern Balance, beginnt, die eigene Haltung zu überdenken.
Ich-Übung
Entdecke im Alltag, wenn jemand sich eine kleine Auszeit nimmt – und lobe es. Sag zum Beispiel: „Gut, dass du dir die Zeit nimmst.“ So trainierst du deine Wahrnehmung und stärkst zugleich eine Kultur, in der Resilienz sichtbar und anerkannt wird.
Partner-Uebung
- Das Pausen-Signal: Verabrede dich mit einer Kollegin, einem Partner oder Freund. Jede Person darf der anderen ein freundliches Signal geben, wenn sie merkt, dass der oder die andere überdreht. Ziel: Wir erinnern uns gegenseitig an unsere Resilienz.
- Die geteilte Auszeit: Verabredet euch bewusst für eine kurze gemeinsame Pause. Ein Spaziergang um den Block, ein Kaffee ohne Handy oder ein paar Minuten Schweigen. Resilienz wird so zu einem verbindenden Ritual.
Vielleicht ist das die eigentliche Kraft von Resilienz: Sie verändert nicht nur die Person, die sie lebt, sondern auch das Umfeld, das zuschaut. Sie macht sichtbar, dass Stärke nicht im Durchhalten liegt, sondern im bewussten Gestalten.
Häufige Fragen
- Was bedeutet Resilienz im Alltag wirklich?
- Resilienz heisst nicht, immer weiterzumachen, bis nichts mehr geht. Sie zeigt sich darin, rechtzeitig innezuhalten, Pausen zuzulassen und Balance zu halten – auch wenn die Welt um einen herum weiterläuft.
- Warum sind kleine Pausen ein Zeichen von Stärke?
- Weil sie zeigen, dass man die eigenen Grenzen ernst nimmt. Ein kurzer Moment am Fenster, ein Power‑Nap oder das bewusste Abschalten des Handys sind Akte der Selbstfürsorge, die langfristig Leistungsfähigkeit und Gesundheit sichern.
- Wie wirkt Resilienz auf das Umfeld?
- Resilienz ist ansteckend. Wer sieht, dass andere sich Pausen gönnen oder Grenzen setzen, fühlt sich ermutigt, es selbst zu tun. So entsteht eine Kultur, in der Balance akzeptiert und geschätzt wird.
- Welche einfachen Übungen fördern Resilienz im Alltag?
- Ich‑Übung: Wahrnehmen, wenn jemand eine Auszeit nimmt, und es aktiv loben.
- Partner‑Übung: Ein Pausen‑Signal vereinbaren oder eine kurze gemeinsame Auszeit gestalten.
- Warum ist Balance wichtiger als Härte?
- Härte bedeutet oft Durchhalten um jeden Preis. Balance dagegen erlaubt, bewusst zu gestalten, statt nur zu reagieren. Sie schützt vor Überlastung und macht Resilienz nachhaltig.
- Was ist die zentrale Botschaft des Artikels?
- Wahre Stärke liegt nicht im Durchhalten, sondern in der Fähigkeit, Balance zu halten. Resilienz verändert nicht nur die Person, die sie lebt, sondern auch das Umfeld, das zuschaut.